Erntedank- und Heimatfest
Bad Sooden-Allendorf

 

Grußwort
zum Erntedank- und Heimatfest 2008

 

Vor 50 Jahren schrieb der Heimatdichter und Schriftsteller Martin Otto Johannes im „Werraland", (10. Jahrgang, September 1958, Heft 3 / heute Heft 2, Juli 2008) einen Beitrag zum damaligen 100-jährigen Jubiläum des Erntedankfestes in Allendorf/Werra: „Das Erntedankfest zu Allendorf ist ein wirkliches Volksfest, das alle Kreise der Bevölkerung ohne Ausnahme und Unterschied umfasst und von allen mit Eifer und Begeisterung als ihre eigene Sache betrachtet wird, und ebenso ein echtes Heimatfest, zu welchem jeder gebürtige Allendörfer, der es nur irgend er¬möglichen kann, aus den entferntesten Wohnsitzen herbeieilt, um Wiedersehen mit der Vaterstadt, mit Verwandten und Bekannten zu feiern. Daraus erklärt sich auch die starke Anziehungskraft, die das Fest auf ganz Nordhessen ausübt". An der Grundaussage des Martin Otto Johannes hat sich in den vergangenen 50 Jahren wenig verändert. Festzustellen bleibt aber, dass das Engagement der Bürger vielleicht noch größer geworden ist. Vielleicht auch deshalb, weil heute mehr Möglichkeiten bestehen, die Stadt noch schöner und liebe¬voller auszuschmücken.

Ich bin sicher, dass auch unsere Vorgänger ihren Beitrag dazu geleistet haben und mit viel Freude und Engagement die Vorbereitung des Erntefestes angegangen sind. Wenn man aber heute am Sonntag-morgen still und leise durch die Straßen der Altstadt geht und sieht, wie viel Neues und liebevoll Gestaltetes hinzugekommen ist, spürt man eine große Freude und man ist sicher, dass das Fest in bewährter Weise fortbestehen wird.

Was haben wir sonst noch erlebt: Die Grenzöffnung vor fast 20 Jahren hat das Erntefest be¬reichert. Unsere thüringischen Nachbarn, unsere Partnerstadt Bad Frankenhausen sind wieder präsent, wie auch unsere Partner¬stadt in Landivisiau/Bretagne, die den weiten Weg nicht scheut, um immer wieder an diesem zentralen Fest teilzunehmen. In diesem Jahr befindet sich neben vielen anderen herausragenden Gruppen, die „Bagad", die traditionelle Kapelle unserer Partnerstadt in Bad Sooden-Allendorf. Sie haben inzwischen Preise und Auszeichnungen in Frankreich gewonnen und wer erinnert sich nicht an ihren tollen Auftritt vor zwei Jahren mit dem Spielmannszug und der Erntefestkapelle am Montagmorgen im Festzelt.

Freuen wir uns also auf das 150-jährige Jubiläum unseres Erntedankfestes und hoffen auf gutes Wetter und auch auf ein gutes Gelingen.

An dieser Stelle danken wir dem Erntefestausschuss und vielen nicht genannten Helfern, die schon seit Wochen mit der Vorbereitung des Erntefestes beschäftigt sind. Ihre Arbeit kann nicht hoch genug ein-geschätzt werden und ohne das große Engagement von Offiziellen und Bürgern wäre das Erntefest nicht das, was es nun geworden ist.

Zum Schluss möchte ich noch einmal Martin Otto Johannes zitieren, der auch dem geliebten Triolett einige Zeilen widmet: „Zur Hundertjahrfeier hatte es einen Text unterlegt bekommen, war für Männer¬chor ver¬tont worden und bewährte so doppelt seine Beliebtheit bei alt und jung". Auch dieses Lied, unser Erntefestlied, wird am Samstagnachmittag auf dem Marktplatz zu hören sein.

Ich wünsche allen Verantwortlichen, den Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt, den ehemaligen Mitbürgern, die heute außerhalb Bad Sooden-Allendorfs leben und unseren vielen Gästen, ein fröhliches, ein friedliches Jubiläums-Erntedankfest, 150 Jahre in Bad Sooden-Allendorf.

 


Ronald Gundlach Stefan Lauer
Bürgermeister Vorsitzender des Festausschusses

 

 

 Nachwort nach dem Erntedank - u. Heimatfest 2008 in Bad Sooden-Allendorf

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Erntefestler,

ereignisreiche Tage liegen hinter allen, die unsere Jubiläumsveranstaltung „ 150 Jahre Erntedank - und Heimatfest" miterlebt haben. Aufregende, bewegende und unvergessliche Momente haben ihre Wirkung bei allen Teilnehmern und Besuchern sicher nicht verfehlt und werden uns noch lange an diese wunderschöne Zeit erinnern. Wir haben schon so viele wunderbare Erntefeste erlebt, doch in diesem Jahr gab es noch eine Steigerung und somit steht fest : Dies war ein Fest der Superlative !
Wenn das Wort „ Erntefestwetter " nicht schon öfter benutzt worden wäre, dann müssten wir es jetzt erfinden.
Scheinbar haben alle Erntefestler immer ihren Teller leergegessen, wie sonst lässt sich unser Wetterglück an allen Tagen beschreiben? Gerade auch vor dem Hintergrund des verregneten Festes bei unseren Freunden in Witzenhausen gewinnt unsere freundschaftliche Beziehung zu Petrus ganz besondere Bedeutung. Er ist eben doch Allendorfer! Und wenn er so mithilft, was kann dann noch passieren ? Gut, wir hätten beim Fußballspiel vor leeren Rängen verlieren können, haben wir aber nicht, und was war das für eine Kulisse ! Gut, die Besucherflut beim Straßenfest hätte wegen steigender Euro-Engpässe ausbleiben können, tat sie aber nicht.
Gut, zwei eventuell heisere Moderatorinnen mit Helga Drechsler-Lugert und Gaby Sorbe hätten am Samstag durch ein mittlerweile allzu bekanntes Programm geführt, machten sie aber nicht, nein, sie präsentierten allen
Besuchern einen farbenfrohen, internationalen Blumenstrauß voller Musik und Tanz mit Jung und Alt und obendrein noch einige Überraschungen. Wer kann schon einen offiziellen „ Triolettsteig " als neu geschaffenen Wanderweg sein eigen nennen? Oder auch ein neues Bad Sooden-Allendorf-Lied „ Die Perle im Werratal" von Heinz-Wolfgang Mattekat (Eschwege) bereicherte das Programm. Und erst unsere Freunde aus Landiviseau.
Angesichts solcher Vielfalt muss jeder „Fernsehgarten" doch vor Neid erblassen.
Gut, Stadtgraben-Illumination und unser „ Klein Venedig des Nordens" wären angesichts unbezahlter Überstunden von Pfadfindern und Anwohnern des Fischerstades bestreikt und daher im Dunkeln geblieben, nein, alle Beteiligten haben sich selbst übertroffen, eine phantastisches Lichterlandschaft geschaffen und somit tausende Besucher erfreut. Gut, aufgrund chaotischen Verkehrsaufkommens mit Riesenstau im Raum Göttingen hätten wir auf die Freunde aus Rossdorf und Neu-Eichenberg verzichten müssen und somit die atemberaubenden Wasserspiele mit musikalischer Untermalung verpasst. Sie alle waren gekommen. All diesen Helfern und den Kameraden der FFW Bad Sooden-Allendorf hierfür, für die tolle Beschallung im Stadtgraben und auch für alle Arbeiten beim Fest einen besonderen Dank.
Gut, unsere Festkapelle hätte wegen Urlaubssperre einiger Blasmusiker nur dezimiert antreten können und daher den Zapfenstreich wegfallen lassen müssen. Nein, mit „voller Kapelle" und zusammen mit dem Spielmannszug der FFW BSA sorgten sie wieder für „Gänsehaut pur" bei den vielen tausend Zuhörern.
Gut, nach dem Zapfenstreich gehen alle heim und sparen für Sonntag und Montag. Nein,nein,nein, war das ein Anblick auf unserem herrlichen Franzrasen. Ausverkauftes Festzelt mit Getränkemarken - und Plakettennot, ein übervoller Festplatz mit strahlenden Gesichtern bei allen Schaustellern. Ausschussherz, was willst du mehr?
Und hier möchte ich einfach anmerken, dass auch die diesjährigen Schaustellerpreise kaum Anlass zum Murren gaben. Sogar unser vorher skeptischer Riesenradbetreiber schüttelte am Samstagabend nur noch lächelnd den Kopf und schickte des nachts einige unermüdlich wartende Gäste mit den Worten „ Bitte kommen Sie morgen wieder" in ihre Betten.
Gut, einer unserer Hauptbestandteile des Festes, der Dankgottesdienst mit anschließendem Marsch zum Marktplatz hätte angesichts der stattlichen Zahl von vier Pfarrern und einer traditionellen Gottesdienstordnung
nur zur Pflichtübung werden können. Ein himmlisches Nein, so etwas hat unser Erntedankfest noch nicht erlebt.
Allen Kritikern zum Trotz, mit solch mutigen, einfallsreichen und vom „Virus Erntefest" erfassten Sympathieträgern an der Spitze aller Kirchengemeinden war dieser Gottesdienst nicht nur ein unvergessliches Erlebnis, sondern er wird dazu beitragen, und da bin ich mir sicher, unsere Kirchenhäuser auch für eher seltenere Gottesdienstbesucher wieder zum Anziehungspunkt zu machen. Herzlichen Dank an Pfr.Bergmann, Pfr.Hocke, Pfr.Bachmann, Pfr.Schanze, Walter Brill, unsere Kirchenvorstände und alle Mitwirkenden für diesen kurzweiligen und zum Jubiläum wunderbar gestalteten Morgen.
Gut, der Wahnsinnsfestzug am Sonntag mit 200 Wagen bzw. Gruppen und über 2.500 Teilnehmern als Höhepunkt der Anziehung für über 15.000 Menschen aus der Region, hätte wegen schlechter Planung der Marschwege, wegen unzureichender Bestückung mit Festzugbegleitern oder Helfern des DRK, wegen mangelnder Ordnungskräfte der Polizei und FFW BSA mit Ortsteilen oder auch wegen schlechter Verkehrsableitung von der B27 zu absoluten Kollaps werden können. Ganz zu schweigen von unbelehrbaren


Festzugteilnehmern, von sturen Fahrzeugführern oder unflexiblen Fußgruppen. Wieder ein ganz deutliches Nein. Was hier nahezu reibungslos funktionierte, wie sich ein scheinbar undurchdringlicher Dschungel an Menschen und Fahrzeugen, an Besuchern und Kapellen pünktlich zum Zugbeginn ordnete und wie wir letztendlich mit einer einzigen, allerdings auch vorher eingeplanten, Stauung nur etwa 15 Minuten später als sonst auf dem Festplatz angekommen sind, das hätte selbst unser Hauptverantwortlicher Festzugplaner Dirk Wagenknecht nicht zu träumen gehofft. Dank seiner hervorragenden Planung und durch die Vorarbeiten unserer städtischen Bediensteten sowie der Mithilfe aller ehrenamtlichen Helfer wird dieser Mammutzug in die Erntefestgeschichte eingehen. Gut, nach diesen Umzugstrapazen hätten Teilnehmer und Zuschauer ihren weiteren Erntefestdienst quittiert und wären zum Ausruhen heimwärts marschiert. Erneut falsch, auch der Sonntagnachmittag sprengte alle Rekorde. Wieder gute Laune pur bei den Veranstaltern auf dem Festplatz und in unserer herrlichen Stadt.
Eine schier unendliche Kette mit 234 Paaren absolvierte die große Polonaise unter den Blicken von ungezählten Zuschauern, u.a. auch einer besonders stattlichen Anzahl von Gästen aus unserer Partnerstadt Bad Frankenhausen. Wieder eine Rekordbeteiligung an Tänzern und Zuschauern, die vorher so nicht unbedingt zu erwarten war. Gut, dann aber doch endlich den Sonntagabend zum regenerieren nutzen. Irrtum, auch dieses straft uns Vorahner Lügen. Stadt und Festplatz besser frequentiert als in den Vorjahren. Gute Laune und beste Stimmung allerorten. Was haben wir doch ein Glück mit solchen Erntefestlern.
Und während der Tross von Musikern und Triolettbegeisterten um 01oo Uhr ausgelassen den Marktplatz bevölkert passiert dann doch etwas, was niemand ahnen oder verhindern konnte : Ein feiger und brutaler Überfall durch einen Schlägertrupp endet mit vier Schwer- sowie einigen leichter Verletzten und entsetzt zunächst alle Besucher im Festzelt, am darauffolgenden Montagmorgen durch Funk - u. Fernsehmeldungen dann ganz Hessen, unsere gesamte Republik und sogar das benachbarte Ausland. Unser Traumfest in aller Munde, allerdings im vollkommen falschen Licht. Wie sollen wir reagieren, angesichts solch unverständlichem Hass und Gewalt gegen vollkommen unbeteiligte Festbesucher? Unser Festfrühstück absagen, das gesamte Fest mit solch einer Untat für beendet erklären? Glauben sie mir, mit solch gemischten Gefühlen bin ich noch nie in unser Festzelt eingezogen. Gerade dieser Höhepunkt sollte doch wieder unvergesslich werden. Was wir dann aber erleben konnten, das spricht nicht nur für uns alle, sondern es passt ganz genau zu diesem Erntedankfest und zu der unvergleichlichen Stimmung! Gut, aus Furcht hätten viele den Weg auf den Festplatz scheuen können. Aber ganz im Gegenteil, alle waren gekommen. Über 1600 Menschen im proppenvollen Zelt. Eine Einheit wie eine Wand gegen die Gewalt, eine Stimmung wie „ Jetzt erst recht. Wir lassen uns dieses Fest nicht zerstören!" Genervt von der Medienpräsenz aber ermutigt durch etliche Aufmunterungen und Solidaritäts-bekundungen zu unserem Fest und passend zum höchst feierlichen musikalischen Zusammenspiel von Festkapelle, Spielmannszug und der Bagadgruppe aus Landiviseau, alle unter der Leitung von M. Heldmann, trug meine kurze, nicht eingeplante Ansprache und der darauf folgende tosende Beifall aller Besucher dazu bei, dass unsere Gedanken zwar den Verunglimpften dieses Anschlags gehörten, jedoch gleichermaßen unser geschlossener Protest gegen solch unverständliches Tun in den Vordergrund rückte. Ich danke Ihnen allen im Namen des veranstaltenden Festausschusses und auch im Namen der Betroffenen ausdrücklich für Ihre Unterstützung! Unser Verhalten war sicherlich ganz im Sinn der zu bedauernden Opfer. Gut, der folgende Montagabend war dann zahlenmäßig etwas schwächer als erwartet, wen wundert dieses? Doch die Beteiligung am Dienstag mit seinem Seniorennachmittag, beim Festplatzbesuch mit ermäßigten Preisen der Schausteller und auch bei der abschließende Abendveranstaltung entschädigten dieses und machten Mut für die kommenden Erntefeste. Noch wichtiger aber ist die Tatsache, dass sich die Verletzten auf bestem Weg zur Gesundung befinden und vor allem Ihr Kommen für nächstes Jahr zugesichert haben. Hiervor habe ich höchsten Respekt! Auch die Zusammenarbeit und der Schulterschluss mit den Komiteederichen aus Witzenhausen haben uns geholfen, diesen Schock zu verdauen und unsere Arbeit unverändert fortzusetzen.
Meine sehr verehrten Leserinnen und Leser, Mein Dank richtet sich an alle Besucher unseres Erntedank - u. Heimatfestes, an die ungenannten Helfer und zahllosen Mitarbeiter der vielen Vereine oder Vereinigungen, an alle Gremien und Mitarbeiter unserer Stadt, an alle Beteiligten der Ehemaligen Erntekranzträger und des Erntefestausschusses und an alle, die ich dieses mal vergessen haben sollte. Wir alle haben es gemeinsam geschafft, dieses 150. Erntedankfest wirklich zum Fest der Superlative werden zu lassen. Herzlichst Ihr

 

 

Stefan Lauer
1.Vors.Erntefestausschuss